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Lucullus - ein spezieller Mittagstisch für dementiell erkrankte Bewohner

Im Seniorenhaus „Moosheide“ gibt es für Menschen mit Demenz die glückliche Situation, dass sie sich nicht an ihre Umwelt anpassen müssen, sondern sich die Umwelt mit viel Geduld und Einfühlungsvermögen an sie anpasst.

Seit Juni 2016 gibt es in dem DRK-Haus in Willich den Mittagstisch „Lucullus“, der für die Bedürfnisse dementiell erkrankter Menschen konzipiert wurde. „An einem „normalen“ Tisch würden dementiell veränderte Bewohner untergehen“, sagt Svenja Becker. Sie  ist Sozialdienstleiterin in „Moosheide“ und die Erfinderin von „Lucullus“. „Dementiell veränderte Menschen sind oft nicht ausreichend ernährt, da sie ein Hungergefühl nicht mehr identifizieren können“, erklärt Svenja Becker, „beim Essen folgen sie dem Lustprinzip.“ Daher müssen die Mahlzeiten ein lustbetontes, gemeinschaftliches Erlebnis sein. Für dementiell erkrankte Menschen ist Essen nicht nur für den Lebenserhalt von Bedeutung; die Mahlzeiten sind für sie auch eine der wichtigsten Beschäftigungen.

 

 

Svenja Becker entwickelte ein Konzept, bei dem das Mittagessen in Ruhe und immer nach einem gewissen Plan eingenommen wird. Besonders wichtig war ihr, dass die Eigenständigkeit der dementiell veränderten Bewohner bewahrt bleibt. Menschen essen und trinken selbst, wenn es ihre Fähigkeiten zulassen -  das Wie spielt dabei keine Rolle. Denn die Selbständigkeit trägt zu ihrer Zufriedenheit bei.

 

 

In „Moosheide“ sind es fünf Bewohner, die am Mittagstisch „Lucullus“ teilnehmen. Bereits eine halbe Stunde vor Mittagszeit kommunizieren die Betreuungskräfte, dass es bald Essen gibt und um welche Mahlzeit es sich handelt. Dies geschieht nicht nur durch eine mündliche Mitteilung, sondern es werden noch weitere Sinne aktiviert: Auf jeden Bewohnerplatz wird eine Menükarte gelegt, die in gut lesbarer Schrift und mit Foto die Mahlzeit veranschaulicht. Gerüche schaffen Vorfreude auf das Essen. Zusätzlich regen Duftsäckchen den Appetit an, bei denen die Bewohner die Inhalte wie Lavendel oder Nelken erraten sollen und mit denen gleichzeitig der Geruchssinn geschult wird.

 

 

Ein Bewohner deckt den Tisch mit persönlichen Tischsets - mit Foto und Name - und mit rotem Geschirr, das sich farblich gut von der Tischdecke abhebt.

 

 

Zuerst wird mit dem Gebetswürfel ein Gebet ausgewählt, das ein Bewohner vorliest. Dann wird das Essen in Schüsseln serviert, die von den Bewohnern selbst weitergereicht werden. Damit es appetitlich aussieht, ist es mit Kräutern garniert oder manche Speisen sind mit Fruchtsäften eingefärbt. Denn dementiell veränderte Menschen bevorzugen Speisen, die gelb, grün oder rosa sind gegenüber braunen Speisen. Jeder neue Gang wird erst serviert, nachdem der vorherige Gang abgetragen wurde. So bleibt der Tisch übersichtlich. Außerdem wird verhindert, dass die an Demenz erkrankten Bewohner nur das Dessert essen und den Hauptgang stehen lassen, da sie Süßspeisen lieber mögen.

 

 

Für die Bewohner, die die Koordination mit Messer und Gabel nicht mehr beherrschen, gibt es Fingerfood. Und auch die Zeit spielt eine wichtige Rolle: Ein Bewohner nimmt die Mahlzeit in 30 Minuten zu sich. Ein anderer isst eine Stunde. In „Moosheide“ ist das kein Problem. Es gibt kein Zeitfenster; jeder Bewohner bekommt die Zeit, die er zum Essen benötigt.

 

 

Das Konzept entwickelt und geschrieben hat:
Svenja Becker, Sozialdienstleiterin im Haus „Moosheide“

 

 

Kontakt
DRK Seniorenzentrum Haus Moosheide
Ralf Krause (kommissarische Einrichtungsleitung)
Küferstraße 1
47877 Willich
Tel.: 02154 491 0
E-Mail: info@drk-seniorenhaus-moosheide.de

am January 29, 2019 veröffentlicht
HVZ-Redaktion
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